Cervantes-Festival
In Mexiko dreht sich in diesem
Jahr alles um zeitgenössische deutsche Kultur: Höhepunkt ist das
Cervantes-Festival im Herbst
mit Deutschland als Ehrengast.
Deutsche Kultur in Mexiko, das bedeutet in diesem Jahr: Tanztheater,
szenische Lesungen und elektronische Musik. Schuhpladdler und Fischerchöre sucht man vergebens im Programm des deutsch-mexikanischen Kulturprojekts
"culturALE 2003". Mit
der Veranstaltungsreihe culturALE wollen das deutsche Goethe-Institut in Mexiko-Stadt und der mexikanische Nationalrat für Kultur und Kunst den Mexikanern die zeitgenössische Kunst Deutschlands näher bringen.
Zu Gast
bei Cervantes
Während des ganzen Jahres
2003 finden überall in Mexiko kulturelle Veranstaltungen statt. Vor allem junge
Literatur, moderne Musik und Tanz stehen im Mittelpunkt
der culturALE. "Es gab
noch nie einen so intensiven Austausch zwischen den beiden Ländern", sagt Bernd Scherer, Leiter des
Goethe-Instituts in Mexiko-Stadt.
"Im Kontext der culturALE laden wir über 250 Künstler
und Schriftsteller nach Mexiko ein."
Höhepunkt aus deutscher Sicht ist das
internationale Cervantes–Festival (Cervantino) in Guanajuato, etwa 350 km nordwestlich von Mexiko-Stadt. Vom 15. Oktober 2003 ist Deutschland zum ersten Mal als Ehrengast dabei.
Für Deutschland eine
besondere Ehre, schließlich gilt das jährlich stattfindende Festival als eines der
größten Kulturfestivals Lateinamerikas.
Zur Eröffnung
wird die Oper "Die Eroberung Mexikos" uraufgeführt. Komponiert von dem deutschen Komponisten
Wolfgang Rihm, wurde sie gemeinsamen mit mexikanischen Videokünstlern neu inszeniert. Außerdem arbeiten deutsche und mexikanische
Künstler mehrere Wochen lang gemeinsame
an Installationen, die Musik,
Plastik, Film und Malerei vereinen. Auch Theateraufführungen namhafter
Berliner Theater wie die Berliner Volksbühne
und das Deutsche Theater finden
auf dem Cervantes Festival statt.
Humboldt sei Dank
Vor allem ein Name taucht immer wieder im
Zusammenhang mit dem Cervantes-Festival auf: Humboldt. Vor
genau 200 Jahren, im Frühjahr 1803, betrat der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt den Boden des heutigen Mexikos. Humboldt reiste
von 1799 bis 1804 durch die
damaligen spanischen Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent.
Seine Reise wurde als
"die wissenschaftliche Entdeckung
Südamerikas" gefeiert.
Bis heute ist er nicht
vergessen: "Humboldt ist
in Mexiko sehr viel bekannter als in Deutschland", betont Günther Maihold vom Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz Berlin.
Weg vom
traditionellen Kulturbegriff
Seit Humboldts Zeiten haben die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Mexiko eine
lange Tradition. Daher herrscht in Mexiko eine eher
konservative Vorstellung von deutscher Kultur.
Das muss nach Günther Maihold nicht so bleiben. Zwar würden Mexikaner
Deutschland immer noch hauptsächlich mit Kant, Hegel
und Habermas assoziieren, zugleich würde Deutschland, insbesondere Berlin, inzwischen auch als ein Sammelbecken
unterschiedlichster kultureller
Einflüsse wahrgenommen; als eine Art
Laboratorium der Interkulturalität.
Gerade diesen Eindruck soll die culturALE verstärken – und das möglichst im
ganzen Land. Kulturaustausch
findet aber nicht nur in eine
Richtung statt: Denn bereits im
vergangenen Jahr konnten die Deutschen auf dem Festival MEXartes in Berlin mexikanische Kultur kennenlernen.